Der Tageslauf unserer Kinder


Jeden Montag kommt Frau Fischer in die beiden Standorte „Zauberwald“ (von ca. 08:45 Uhr bis 10:00 Uhr) und „Blumenwiese“ (von ca. 10:15 Uhr bis 11:30 Uhr). 

Vor der Eurythmie ziehen sich die Kinder ihre Eurythmieschläppchen und Eurythmiekittel an. Im Kreis sitzend warten sie auf Frau Fischer. Diese kommt aber nicht allein! Begleitet wird sie von Puck, Pitt und Puckelinchen. Das sind Zwerge und gute Freunde von Frau Fischer. Nicht jedes Mal sind alle Zwerge dabei. Aber immer gibt es etwas von ihren Erlebnissen und Abenteuern zu erzählen. So stimmt Frau Fischer die Kinder auf die folgende Eurythmie ein.

Mit dem immer gleichen, gemeinsam gesungenen Lied ziehen Frau Fischer, die Kinder und die Erzieher/innen – an den Händen gefasst – ein und bilden einen Kreis – die Sonne. In den folgenden Versen werden die Sonne und die Erde begrüßt und die Hände, die Füße, die Beine aufgeweckt. In Versen werden kurze Geschichten erzählt und mit kleinen und großen Bewegungen begleitet. Das junge Häschen hüpft schneller als das alte; das Reh kommt heran gesprungen; der Hirsch schreitet stolz; der Bär tapst und die Schnecke braucht viiiieeelll Zeit. Die Worte werden mit Musik (Xylophon, Glockenspiel und Leier) unterstützt.

Es gibt Geschichten, die jedesmal gesprochen werden und Geschichten, die der Jahreszeit angepasst sind und daher alle 4 – 6 Wochen wechseln. Es gibt für alle Kinder viel zu tun, es gibt aber auch Aufgaben speziell für die „Schulkinder“.

Am Ende schließen wieder alle ihre Türen und machen die Fenster zu. Und über allen steht ein Stern, der mit ins Herz genommen wird. Und für die Geburtstagskinder gibt es einen Geburtstagsstern. Dann führt Frau Fischer die Kinder und Erzieher/innen wieder aus dem Kreis heraus und nachdem sich alle voneinander verabschiedet haben, die Zwerge natürlich auch, verlässt Frau Fischer wieder den Raum.

Was steckt hinter der Kindergarteneurythmie?

Die Eurythmie mit kleinen Kindern unter 7 Jahren begann mit den Worten von Rudolf Steiner: „Wenn man mit den kleinen Kindern, unter 7 Jahren, Eurythmie macht, dann bekommen Sie eine Ich-Kraft, die weder Schule noch Karma [Schicksalsfügungen] bewirken können.“ Diese Worte waren an Nora von Baditz gerichtet, die darauf mit der „elementaren“ Eurythmie für kleine Kinder begann. Das war 1919.

In ihren Kursen begann sie mit 15 Kindern und arbeitete bald schon mit 80 Kindern (in einem Kurs!) zusammen. Folgende Punkte waren ihr (unter anderen) wichtig:

  • Der / Die Eurythmist/in muss vor der Stunde (die Eurythmie dauert ca. 20 – 30 min.) alle Sorgen und Gedanken über sein / ihr eigenes Leben hinter sich lassen. Er / Sie muss eine Heiterkeit, eine schöpferische Freude haben. Man darf von den Kleinen keine Leistung abverlangen oder sie korrigieren. Die Kinder sollen nur freudig drinnen leben in der Welt der Eurythmie.
  • Kleine Kinder können noch nicht zählen. So kann man nicht „kurz, kurz, lang“ machen, sondern nur „kurz“ oder „lang“. So werden aus den Längen Riesen, die mächtig und langsam einherschreiten und aus den Kürzen Zwerglein, die behende herumlaufen.
  • Man soll die Kinder in nichts hineinzwängen, sondern nur die Nachahmung wirken lassen – die aus Freude an der Sache liebevolle Nachahmung der Bewegungen.
  • Bei den Arbeitsspielen wird die Dynamik der Erden-Arbeit durch Rhythmus und Laut dargestellt. So z.B. der Schuster, der mit kleinen Nägeln in die Schuhsohle schlägt, das Schnitzen eines Astes mit kleinen oder großen Messern oder das Bemalen der Ostereier mit verschiedenen Farben. Ohne das die Kleinen die Laute benennen können, machen sie sie aus Nachahmung als Arbeitstätigkeit. „So wenig man in diesem Alter schreiben oder lesen darf, so wenig führt man das Kind ein in das Kopfverstehen der Laute, der Töne. Sondern lebt mit ihnen, läßt sie getragen sein von dem Ur-Element der Rhythmen.“
  • Die Seelennahrung der Märchen, die auf die Erde führende Kraft der Arbeitsbewegungen fördern die Kinder unter dem 7. Lebensjahr besonders. Daneben macht man als Wesentliches die Quint. Man läßt sie hören. „Im Quinterlebnis haben wir das Gewahrwerden des Menschen innerhalb der göttlichen Weltenordnung.“ (Rudolf Steiner)

„Da in diesem Alter alles darauf hin orientiert ist, das Physische, das Körperliche zur gesunden Entfaltung zu bringen, die Hindernisse wegzuräumen, ist auch die Stunde so aufgebaut, dass für das Kind unbemerkbar, die Eurythmie jede Partie des Körpers belebend, stärkend durchdringt. Die Äther-Lebens-Fülle des Eurythmischen durchströmt die Füße, beugt dem Plattfuß vor: durchströmt die Finger, zieht den Überschuß des Lebens aus den Zähnen heraus, was Fäulnis bewirken würde, weitet die Brust; regelt den Atem; regt den Stoffwechsel an. Kurz: es gesundet. Im frohen Schaffen ist der Lehrer dieser Wirkung sich bewußt. Er achtet darauf, dass Licht, Frische, Liebe seine eigene Seele erfüllt, damit nur gesundende Kräfte die Kinder berühren. Denn die seelischen Regungen der Umgebung sind aufbauende oder zerstörende Kräfte für den Ausbau der Organe, der Gewebe, des Blutumlaufes etc.“

Es gibt viel zu Erzählen und zu Schreiben. Wenn Ihr Interesse an der Kindergarteneurythmie geweckt wurde und Sie sich weiter damit beschäftigen wollen, sind folgende Schriften zu empfehlen:


  • „Kind tanzt“ – Studienmaterial der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten, Heft 10
  • „Eurythmie im Kindergarten“ – Studienmaterial der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten, Heft 14
  • „Waldorfkindergarten heute“ – Herausgegeben von Marie-Luise Compani und Peter Lang, Verlag Freies Geistesleben
  • „Eurythmie im ersten Jahrsiebt“ – Elisabeth Göbel, Verlag Freies Geistesleben
  • „Eurythmie – Die neue Bewegungskunst der Gegenwart“, Rudolf Steiner, GA 642, Rudolf Steiner Verlag, Dornach
  • Zur Eurythmie allgemein: „Anthroposophische Perspektiven“, 4. Kapitel – Herausgegeben von Manon Haccius und Götz E. Rehn, Dumont